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Material

Kalibrierte Fliesen

Trotz aller Bemühungen der Fliesenhersteller, entstehen während der Fertigung Größenunterschiede zwischen den einzelnen Fliesen. Um diese ungleichen Fliesengrößen in einen Belag zu integrieren muss die Fugenbreite zwangsläufig variieren. Die Fugenbreite bei der Verlegung ergibt sich dann aus der größten Fliese zuzüglich der Mindestfugenbreite von 3 mm. Da immer eine gewisse Unsicherheit bezüglich der größten Fliese bleibt, wird der Verleger vorsichtshalber eine etwas breitere Fuge wählen um eine gleichmäßige Verlegung zu gewährleisten. Wenn man dann noch die handwerkliche Toleranz für die Verlegung hinzurechnet, entstehen schnell Fugen von 6-8 mm Breite.

Eine erste Verbesserung brachte das Werkseitige Sortieren der produzierten Fliesen nach Ihrer Größe. Hierbei wird jede einzelne Fliese mittels Lasertechnik vermessen und einer bestimmten Charge zugeordnet. Somit werden bestimmte Fliesengrößen zusammen gefasst und ermöglichen kleinere Fugen. Mit dem Aufkommen von diamantbesetzten Werkzeugen war es dann möglich, jede einzelne Fliese durch abschleifen von überschüssigem Material auf ein bestimmtes Maß zu bringen. Hierbei wird jedoch nicht nur auf die einheitliche Größe geachtet. Vielmehr weisen nach dem bearbeiten, alle Fliesen eine einheitlich rechtwinklige Geometrie und auch absolut rechtwinklige Kanten auf. Diese Bearbeitungsschritte nennt man Kalibrieren. Kalibrierte Fliesen sind also Fliesen, die auf eine einheitliche genormte Größe gebracht wurden.

Im Bild liegt eine kalibrierte Fliese auf einer unkalibrierten der gleichen Fliesenserie. Sehr gut sind die Unterschiede durch das Bearbeiten an der jeweiligen Aussenecke zu erkennen. Ein weiterer deutlicher Unterschied zeigt sich an der Oberfläche. Während die untere Fliese noch die glatte, geschlossene Oberfläche, die durch das Brennen entsteht aufweist, ist bei der kalibrierten Fliese oben sehr klar das durch die Bearbeitung freigelegte Materialgefüge zu erkennen. Auch die schrägen Bearbeitungsspuren sind noch deutlich sichtbar.

 

Vorteile kalibrierter Fliesen

Durch den Einsatz kalibrierter Fliesen können Fliesenbeläge mit gleichmäßig dünnen Fugen ausgeführt werden, da die Notwendigkeit die Maßtoleranzen einfacher, unkalibrierter Fliesen mithilfe der Fugen auszugleichen weitestgehend entfällt. Als untere Grenze bei der sicheren Verlegung ist eine Fugenbreite von 3 mm anzusehen. Diese resultiert aus der Tatsache das auch kalibrierte Fliesen Toleranzen von bis zu max. 0,7 mm aufweisen dürfen. Dazu kommt auch noch eine handwerkliche Verlegetoleranz und verschiedene technische Notwendigkeiten. Die Tatsache das kalibrierte Fliesen nur geringe Toleranzen aufweisen ermöglicht ein sehr gleichmäßiges Fugenbild. Das gilt nicht nur in der Fläche, sondern auch bei allen notwendigen Schnitten. Der große Vorteil beim Schneiden kalibrierter Fliesen resultiert daraus, dass sie in der Schneidemaschine, durch die exakt geraden Fliesenkanten, genau ausgerichtet werden können. Somit gelingen Schnitte einfach besser, Fehlschnitte sind seltener und insbesondere offene, sichtbare Schnitte profitieren davon sehr. Die Exaktheit mit der sich Kalibrierte Fliesen schneiden lassen, ermöglicht auch eine höhere Genauigkeit bei der Ausführung von Jollyschnitten. Diese Gestaltungsvariante profitiert insbesondere von den exakt geraden Kanten der Fliesen da diese ja später die fertige Außenecke bilden.

 

Kalibrierte Fliesen verlegen

Das Verlegen kalibrierter Fliesen stellt bedeutend höhere Anforderungen an die handwerklichen Fähigkeiten des Verlegers, sowie an alle notwendigen Vorarbeiten. Bedingt durch die dünneren Fugen liegen die einzelnen Fliesen dichter nebeneinander, wodurch Höhenunterschiede viel stärker wahrgenommen werden. Dies gilt insbesondere für Flächen auf die seitliches Licht (Streiflicht) fällt, etwa bei Bodentiefen Fenstern oder indirekter Beleuchtung. Höhendifferenzen sind allerdings nicht nur sichtbar, sondern insbesondere im Barfußbereich fühlbar. Die Grundlage für eine angemessene Verlegung, stellt ein möglichst Planer und ebener Verlegeuntergrund dar. Weil dieser die entscheidende Voraussetzung ist, sollte auch kein Aufwand gescheut werden. Für Bodenflächen heißt das in erster Linie, eine möglichst hochwertige selbstnivellierende Ausgleichmasse einzubauen. Bei Wandflächen muss zusätzlich zur Ebenflächigkeit auf Lot-, und Fluchtrechtigkeit geachtet werden.

Bevor die kalibrierten Fliesen verlegt werden, sollten diese auf Ihre Ebenheit hin geprüft werden. Dazu werden zwei Fliesen mit Ihren Oberflächen zu einander senkrecht aufgestellt. Im Idealfall liegen diese nun plan aufeinander. Dies ist allerdings eher selten, in der Regel liegen die Fliesen nur in der Mitte aneinander und oben und unten sind Spalten sichtbar. Dies ist bei länglichen Formaten stärker ausgeprägt als bei eher quadratischen. Je größer die Abweichung ist, desto schwieriger wird es bestimmte Verlegevarianten mit einem Fliesenversatz, wie etwa Halbverband oder Drittelverband, umzusetzen. Diese Schwierigkeit gilt natürlich für alle Fliesenarten, bei der Verlegung der besonders scharfkantigen kalibrierten Fliesen tritt das Problem aber besonders deutlich zu Tage.

Hier hilft entweder das Ausweichen auf eine andere Verlegeart oder je nach Fliesenformat die Verwendung eines Verlege – Nivelliersystems z.B. Nivofix Profi Nivelliersystem. Mit deren Hilfe ist es möglich den Höhenversatz benachbarter Fliesen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Die Vielfalt an Herstellern ist recht groß und jede Lösung hat ihre Vor- und Nachteile. Hier hilft nur ausprobieren welches System im Einzelfall das geeignetste ist. Bedingt durch die aufgezählten Erschwernisse und der angestrebten Genauigkeit entsteht beim Verlegen von kalibrierten Fliesen ein zeitlicher und materieller Mehraufwand. Dieser resultiert in einem Aufpreis.