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Sinterschicht – Was ist das?

Als Sinterschicht bezeichnet man die Ablagerung von Bindemittel auf einer Estrich-, Beton- oder Ausgleichoberfläche. Bei Zementestrichen sind sie eher selten und entstehen meist durch zu viel Wasser Zugabe beim abreiben der Estrichoberfläche. Im Gegensatz dazu ist die Ursache bei dünnflüssigem Beton, Ausgleich- oder Spachtelmassen meistens eine zu hohe Wasserzugabe. Bei Anhydritestrichen (Calciumsulfat) lagern sich zusätzlich zum Bindemittel, Kalk und Estrichzusätze (Additive)ab. Der Grund liegt im Trocknungsverhalten, bei dem kapillar aufsteigendes Wasser verdunstet und die gelösten Inhaltsstoffe auf der Oberfläche zurückbleiben. Der Hauptgrund, die erhöhte Wasserzugabe führt dazu, dass die einzelnen Komponenten des Materialgemisches sich teilweise wieder entmischen. Dabei sinken die schweren Bestandteile, die Zuschlagstoffe wie etwa Sand, nach unten während die leichten Bestandteile wie das Bindemittel oder andere Zusätze nach oben aufschwimmen.

In allen Fällen ist diese Schicht sehr dünn und sehr hart, darunter folgt oft eine „mürbe“ Schicht die keine hohe Festigkeit aufweist. Im Zuge der fortschreitenden Materialtrocknung entstehen dann zwischen den beiden Schichten Spannungen, die dazu führen das zwischen Ihnen keine ausreichende Haftung besteht. Im Falle eines Anhydritestrichs verzögert eine Sinterschicht zusätzlich noch die Trocknung des Estrichs. Weiterhin verschlechtert bzw. verhindert eine Sinterschicht die Saugfähigkeit der Oberfläche. Eine ausreichende Saugfähigkeit ist jedoch die Grundlage aller weiteren Arbeiten, da die meisten Grundierungen und Kleber saugfähige Oberflächen voraussetzen. Das Vorhandensein einer Sinterschicht sollte immer auch Anlass sein den gesamten Estrich genau in Augenschein zu nehmen und auf weitere Mängel hin zu untersuchen.

 

Gitterritzprüfung

Der praktische Nachweis einer Sinterschicht ist eine kurze Ritzprüfung. Im professionellen Bereich nutzt man hierfür spezielle Geräte. Im Wesentlichen wird die zu prüfende Oberfläche hierbei mit einem genau definierten Druck angeritzt. Somit können reproduzierbare Messwerte ermittelt werden und eine genaue Unterteilung der Oberflächengüte wird möglich. Um jedoch den generellen Nachweis einer Sinterschicht zu erbringen, genügt das Anritzen der Oberfläche mit einem scharfen, spitzen Gegenstand wie etwa einem Cuttermesser oder einem Nagel.

Hierzu wird die Estrichoberfläche in mehreren parallelen Streifen von ca. 1 cm Abstand angeritzt. Das gleiche wiederholt man mit einer Drehung der Ritz-Richtung von 45°. Optisch bildet sich ein rautenförmiges, gitterähnliches Muster, anhand dessen Erscheinungsbildes eine Beurteilung der Oberfläche möglich ist. Sofern es größere Ausbrüche/Abplatzungen im Bereich der Kreuzungspunkte gibt, liegt eine Sinterschicht vor. Zusätzlich kann der angeritzte Bereich leicht angefeuchtet werden. Hierbei nehmen nur die angeritzten Stellen Feuchtigkeit auf und verfärben sich dunkel, während auf der restlichen Fläche die Sinterschicht eine Wasseraufnahme verhindert.

 

Oberflächenbehandlung

Das Ziel des weiteren Vorgehens besteht darin die haftungsmindernden Teile der Estrichoberfläche zu entfernen. Bei Ablagerungen auf einem Anhydritestrich ohne Beeinträchtigung des darunter liegenden Materialgefüges, genügt ein Anschleifen mit einer Schleifmaschine mit einer Körnung von 16. Da bei diesem Estrichtyp fast immer Ablagerungen auftreten, ist dieses Vorgehen in jedem Fall empfehlenswert. Dieses Anschleifen ist vom Abschleifen zu unterscheiden, das laut Definition zur Beseitigung von Mängeln eingesetzt wird. Das Abschleifen eines Estrichs wird in der Regel mit einer Fräse z.B. eines Bosch Professional GBR 15 CAG vorgenommen. Dabei werden alle losen Bestandteile bis zum Erreichen der intakten Estrichschicht entfernt. Diese ist durch ein festes Gefüge erkennbar. Als Abschluss sollten alle Verschmutzungen mit einem leistungsfähigen Industriestaubsauger entfernt werden.

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